Rezension
Kaum einer grub in den letzten Jahren tiefer nach den Wurzeln des britischen Folksongs als der schottische Singer/Songwriter Alasdair Roberts (von Musikwissenschaftlern einmal abgesehen), und bei kaum jemandem klang das Uralte derart aktuell und lebendig. Insofern sollte auch diese Kooperation mit der schottischen Sängerin und Schauspielerin Mairi Morrison eigentlich nicht erstaunen – aber das Album ist trotzdem, Verzeihung, ein ziemlicher Knaller. Man versteht meist nichts (die englische Übersetzung der gälischen Texte liegt aber bei, auch sind alle Songs kommentiert), aber man fühlt sich angesprochen, sofort. Morrison und Roberts orientieren sich an den jahrhundertealten Vorlagen und verwenden auch entsprechendes Instrumentarium, aber puristische Hardliner sind sie beide nicht – und so finden sich überall gut integrierte Fremdelemente: Country und Jazz, afrikanische und arabische Musik klingen an; der dabei entstehende Groove wird manchen DJ vor Neid erblassen lassen. Genau so muß Folk klingen, wenn er nicht aussterben soll. Und das mit dem „klingen“ kann man auch ganz wörtlich nehmen, denn Toningenieur Marcus Mackay (übrigens auch für den exzellenten Klang des letzten Trembling Bells-Album verantwortlich) hat hier eine Arbeit abgeliefert, für die sich jedes audiophile Label monatelang selbst auf die Schulter klopfen würde. Sternstunden-Level! (2012)