Rezension
Gut möglich, daß Scat-Gesang seit Ella nicht so leicht und fließend klang. Auf ihrem siebten Album beginnt die Endzwanzigerin gleich mit einem Scat-Solo, und es ist das Gegenteil von angestrengt. Swifts Timing und Flow sind absolut unfehlbar. Der Opener „I Am What I Am“ wird dann nach ein paar Minuten in eine Bach-Fuge kippen, in der Pianist Adam Klipple und Alexander Claffy am Bass die weiteren Stimmen übernehmen. Ab hier wird Swift ihr angestammtes Swing-Vocal-Terrain immer wieder verlassen. Gleich im zweiten Song etwa in Richtung Funk, im anschließenden „Do Nothing Till You Hear From Me“ – zum Blues Rock mutiert! – emuliert sie mit ihrer Stimme (über Verzerrer) ein Gitarrensolo, wie es Jimi Hendrix wohl dazu gespielt hätte. Sie macht eine Gospel-Soul-Hymne aus Queens „Keep Yourself Alive“ und führt eine Musical-Nummer („Don’t Rain On My Parade“) in Punk Rock (wirklich!) über. Zwischendrin hat sie auch noch Zeit für Bossa Nova und große Oper. Swift zeigt, was sie alles kann (alles, buchstäblich!), und man ist durchaus und mit Recht überwältigt – aber eben nie überfordert. Weil Swifts Stimme einen einfach überallhin mitnimmt. Erwartungshaltungen darf man an Swifts Alben fortan nicht mehr haben: Ab jetzt ist mit allem zu rechnen… (2023)