Rezension
Wer Beethoven dramatisch und fordernd hören will, muß andernorts suchen. Hier erfährt man vor allem eines – Lyrizität. Und diese kommt tatsächlich nicht nur dem Mittelsatz zugute, der selten so berührte wie in dieser 1981er Aufnahme: Die schlichte, aufrichtige Schönheit einiger Solopassagen im Kopfsatz läßt einem schier den Atem stocken. Giulinis Gestaltung des Orchesterparts ist kongenial behutsam, er bettet Perlmans warmen, innigen Ton auf perfekte Weise ein. Das Ergebnis ist nicht etwa bloßer Schönklang wie bei einigen späten Karajan-Aufnahmen, sondern intensiv gefühlte Musik, deren Emotionalität sich unmittelbar auf den Hörer überträgt. Wie gänzlich anders man dieses Hauptwerk der Violinliteratur auch interpretieren kann, dafür gibt es genügend Belege. Und sehr wahrscheinlich sind die meisten davon historisch “richtiger”. Perlmans poetisches Beethoven-Statement muß man dennoch zu den bedeutendsten der Schallplattengeschichte zählen… (1981/2022)