Rezension
Der Österreicher Jakob David Rattinger fand anders als die meisten heutigen Gambisten schon früh, als Teenager, zu der sechsseitigen Ahnherrin des Cellos. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß seinem Spiel so gar nichts Akademisches anhaftet. Barockmusik folgte kompositorisch zwar sehr strengen Regeln, doch konnte sie eine sehr emotionale Angelegenheit sein, was sich auf etlichen Stücken dieses Albums, das die deutsche (repäsentiert durch Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann und den letzten großen Gambisten Carl Friedrich Abel) der französischen (Marin Marais, Jean-Baptiste Forqueray u.a.) Gambenschule gegenüberstellt, auch immer wieder nachvollziehen, ja miterleben läßt. Es ist gleichzeitig Rattingers (der schon an etlichen preisgekrönten Ensemble-Aufnahmen beteiligt war) erste reine Solo-Einspielung – und zumindest auf dem aktuellen Vinylmarkt mit Sicherheit die einzige LP, auf der man den besonderen Klang dieses nach 1800 kaum noch verwendeten Instrumentes in Reinform entdecken kann! (2013)