Rezension
Man könnte sagen, daß Durand Jones Glück hatte, in Hillaryville, Louisiana, aufzuwachsen. Die Gemeinde wurde nach dem Bürgerkrieg von befreiten Sklaven gegründet und hat also eine überwiegend schwarze Bevölkerung; zumindet wird ihm in seiner Kindheit der tägliche Rassismus erspart geblieben sein. Doch die beruflichen Perspektiven für einen Musiker sind dort überschaubar; also entfloh Jones dem Nest um zunächst an der Universität von Indiana klassisches Saxophon zu studieren, wo er seine künftigen Partner Aaron Frazer und Blake Rhein, besser bekannt als The Indications, kennenlernte und seine Stimme entdeckte, der Rest ist Geschichte. Losgelassen hat seine Heimat ihn nie, und sein erstes Soloalbum ohne die beiden Freunde ist eine glühende Liebeserklärung an sie, inhaltlich wie musikalisch: Näher am Gospel war sein Soul nie. Es ist sein persönlichstes und sein intensivstes Album bislang, gleichzeitig sein vielseitigstes; virtuos verschmilzt er seine Wurzeln (und die des Soul) mit der R’n’B-Gegenwart: Als Retro-Soul wird man dieses Album gewiß nicht bezeichnen wollen. Dies ist Jones‘ opus magnum, ein Werk, das in die Geschichte der Gattung eingeht, schon jetzt ein Klassiker. (2023)