Rezension
Auf dem Vorgänger „Glad Rag Doll“ widmete sich die Sängerin der Musik ihres Vaters; nun besucht sie ihre eigene Kindheit und Jugend: „Wallflower“ ist zwar nach der ebenfalls enthaltenen, erst 1991 veröffentlichten Bob Dylan-Rarität benannt, doch besteht das Album überwiegend aus Musik, die in den frühen und mittleren 70ern das Programm der Radiosender bestimmte. „California Dreamin'“ leitet den Reigen ein, es folgen die Eagles (gleich zweimal, mit „Desperado“ und „I Can’t Tell You Why“), Delaney & Bonnie („Superstar“), Jim Croce („Operator (That’s Not The Way It Feels)“), Elton John („Sorry Seems To Be The Hardest Word“), Gilbert O’Sullivan („Alone Again (Naturally)“), 10ccs „I’m Not In Love“ sowie, als verspäteter Nachtrag, Neil Finns 1986er Hit „Don’t Dream It’s Over“. Natürlich singt Krall diese Songs nicht einfach nach, sondern macht etwas anderes daraus – in diesem Falle klassische „Torch Songs“ mit Klavier- und Streicher-Arrangements. Mit diesem Trick, die Songs älter klingen zu lassen, als sie eigentlich sind, unterstreicht sie ihre Zeitlosigkeit – und ihre Klasse, die der damaligen Pop-Kritik oft nicht einleuchten wollte. Und wenn in Randy Newmans „Feels Like Home“ ausgerechnet Bryan Adams zum Duett antritt, ist der Zirkelschluß perfekt. (2015)