Rezension

Der „Germanizismus“ Wanderlust drückt im Englischen nicht nur die Freude am Gehen in freier Natur aus, sondern steht für Fernweh, Sehnsucht nach fremden Orten, aber auch für Aufbruch, Bedürfnis nach etwas Neuem. Ein progressiver Geist spielt dabei ebenso eine Rolle wie eine melancholische Note; beides ist diesem neuen Album des Trios um den schwedischen Pianisten (mit Bassist Morten Ramsbøl und Drummer Rasmus Kihlberg) anzuhören. Es ist eine faszinierende, nur scheinbar widersprüchliche Verbindung von Fortschreiten und Schwebezustand, die man hier erfährt, die Stammbesetzung wird dabei immer wieder erweitert, mal durch elektronische Elemente, mal durch Gäste wie Gitarrist Dominic Miller oder Trompeter Mathias Eick. Fast 70 Minuten dauert die Traum-Reise, auf die Karlzon den Hörer hier mitnimmt; Längen hat sie nicht – im Gegenteil, wenn man am Ende wieder in der drögen Realität auftaucht, wünscht man sich, man hätte ihn noch eine Weile länger begleiten dürfen… (2022)