Seltsam, wie sich die Auffassung gehalten hat, die ersten drei LPs – allenfalls vier – würden das Hauptwerk der Santana-Band darstellen. Denn die Ära nach dem ’72er Duo-Album mit John McLaughlin war der eigentliche Gipfelpunkt der Kreativität des Musikers Santana: Auf dem anschließenden Band-Album „Welcome“ sprengte er Grenzen wie nie zuvor. Der Jazz-Sänger Leon Thomas (unter anderem Partner von Jazz-Größen wie Roland Kirk und Pharoah Sanders) übernahm den Vokal-Part (Wendy Haas, Keyboarderin auf besagter McLaughlin-Kooperation, und die göttliche Flora Purim haben ebenfalls Auftritte); den Opener arrangierte Coltrane-Witwe Alice (mit der Carlos Santana kurz darauf ein gemeinsames Album aufnahm); McLaughlin selbst hat ein Gastspiel auf dem so spirituellen wie schlicht schönen „Guitar Sky“. Jazz, Latin, Soul, Blues und Rock harmonierten selten (wenn überhaupt jemals) so gut wie hier, und Santanas Gitarrenspiel klingt inspirierter denn je: Man mag zu seinen religiösen Ansichten in jener Ära stehen, wie man will – hier spielt jemand, der wirklich einen Draht nach oben zu haben scheint, wo immer das sein mag. Noch nach 40 Jahren wurde dieses Album von der musikalischen Entwicklung kein bisschen überholt; es eröffnet immer noch musikalische Horizonte. – Speakers Corner hat das Meisterwerk nicht nur in gewohnt klanglicher Spitzenqualität wieder aufgelegt, sondern ihm sogar das originale Prägedruck-Klappcover gegönnt! (1973/2012)