Rezension
Hayes Carlls zehntes Album ist insofern ein typisches, als daß es ein weiteres Mal Deluxe-Americana der Guy Clarke-Liga enthält. Es ist aber auch ein durchaus ungewöhnliches, denn Carll gibt sich darauf ungewohnt warmherzig, versöhnlich, man könnte auch sagen: humanistisch. Es ist ein offenes, schonungslos ehrliches Album über menschliche Schwächen und ein Aufruf, zu ihnen zu stehen, eigene Fehler zuzugeben, anstatt ständig andere oder "die Umstände" dafür verantwortlich zu machen; auch dafür, andere für ihre Schwächen nicht zu verdammen, weil wir in den fremden Fehlern eigentlich unsere eigenen gespiegelt sehen, mit denen wir nicht konfrontiert werden wollen. Man kann es nicht greifen, aber diese Botschaften finden sich auch in der Musik selbst wieder: Das ganze Album fühlt sich an wie eine Umarmung. Selten klang eine Pedal Steel so honigsüß und tröstend, aber auch der Rest der Band nimmt die Stimmung auf. FolkAlley, die Webpräsenz des renommierten nichtkommerziellen Radiosenders WKSU, erklärte das Album spontan zu einem der schönsten des Jahres. Das könnte eine Untertreibung sein. (2025)