Rezension
Redmans Blue Note-Debüt ist vermutlich das ungewöhnlichste Album seiner Diskographie, und das nicht nur, weil er erstmals in Verbindung mit einer Stimme zu hören ist. Die junge Sängerin Gabrielle Cavassa (ein physisch allerdings nur in einer geringen Clubauflage erschienenes Album gibt es von ihr schon) muß man ab sofort zur Vocal Jazz-Elite zählen, sie ist der Star dieses Albums – trotz der Gegenwart von Szene-Giganten wie Brian Blade und Kurt Rosenwinkel, Aaron Parks, Nicholas Payton und (leider nur einmal) Vibraphon-Genie Joel Ross. Eine unmittelbar einnehmende Stimme und eine sensible Phrasierung, wie man sie in der Jazzgeschichte nur selten findet, bar jeder Manierismen. Redmans sehr gesanglicher Saxophonton geht eine wunderbare Partnerschaft mit dieser Stimme ein, oft umgarnt er sie geradezu. Doch auch die Repertoire-Auswahl macht dieses Album zu einem besonderen. Coltrane steht da neben Jimmy Webb, Hart/Rogers neben Bruce Spingsteen, und im „Chicago Blues“ (mit Ross!) geht Count Basies „Goin‘ To Chicago“ direkt in Sufjan Stevens‘ „Chicago“ über. Wobei dieser phantastischen Band auch zu Standards des Great American Songbook reichlich Neues einfällt. Ein Instant-Klassiker. (2023)