Rezension
Mike Scott beginnt das 13. Waterboys-Album mit zwei echten Krachern – dem auf Robert Parkers 1966er Hit „Let’s Go, Baby“ basierenden Titelsong und der noch fetteren Breitseite „London Mick“, dessen Gitarrenpart tatsächlich von The Clash-Legende Mick Jones stammt! Danach folgt mit „Out Of All This Blue“ einer der schönsten Blue Eyed Soul-Momente der Bandgeschichte (der eigentlich Titelsong des Vorgängeralbums hätte werden sollen, aber nicht rechtzeitig fertig wurde). Herrlich auch die Old School-Hip Hop-Einlage in „Take Me Where I Will Follow You“, die außerdem etwas frischen Wind in die Waterboys-Charakteristika bläst. „Ladbroke Grove Symphony“, eine dieser großartigen Scott-Erzählungen, evoziert erst Dave Brubeck und entwickelt sich dann zu einem Shuffle mit patentiertem J.J. Cale-Groove. Ein ganz besonderes Geschenk ist aber die Schlußnummer, neun himmlische Minuten lang. „The Piper At The Gates Of Dawn“ bezieht sich natürlich nicht auf das Pink Floyd-Debüt, sondern (wie jenes) auf Kenneth Grahames unsterblichen Klassiker „Der Wind in den Weiden“, dessen zentrales lyrischstes Kapitel so überschrieben ist. Scott, der große Literatur-Liebhaber, liest hier daraus, zu einer wunderbaren, schwebenden Musik. Und wer diese Band immer schon liebte, darf sich einmal mehr bestätigt fühlen. (2019)