Rezension
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: So viel hat Chris Eckman in den letzten Jahren in den verschiedensten Projekten experimentiert, so viel unterschiedlichste Musik hat er als Produzent für das von ihm mitgegründete Glitterbeat-Sublabel gehört – und doch war es die Gitarre, die klassische erzählende Singer/Songwriter-Kunst, zu denen er während der Pandemie-Ära, als alle anderen Aktivitäten eingefroren waren, zurückkehrte und ein Album aufnahm, wie es von ihm schon sehr lange keines mehr gab. Oder genau genommen noch nie, denn die dunkel-elegische Atmosphäre, die durchaus an alte Walkabouts-Platten anknüpft, bekommt durch die mittlerweile auch hörbar in die Jahre gekommene, brüchig werdende Stimme noch einmal eine ganz andere Note, man denkt an späte Alben von Songwriter-Ikonen wie Cohen, Dylan, Van Zandt oder gar Waits. Inspirieren ließ sich Eckman dabei von der Natur in der Umgebung seiner Wahlheimat Ljubljana; insbesondere die (im Vergleich zu anderen Ländern) touristisch wenig erschlossenen slowenischen Alpenausläufer, deren Landschaft zu Eckmans dunkler Romantik natürlich geradezu ideal passen. Lange gab es, kann man konstatieren, auf einem Eckman-Album so wenig Innovation. Aber auch schon länger nicht mehr so viel und so tiefe Schönheit. (2021)