Rezension
Der New Yorker Bassist und Komponist David Wertman verdiente sein Brot, indem er etwa mit den Four Freshmen, Ink Spots, Shirelles oder Drifters auf Tour ging. Er nahm aber auch einige großartige Alben unter eigenem Namen auf, die freilich kaum jemand kennt. Was nicht weiter erstaunlich ist, denn sie erschienen entweder auf winzigen lokalen Labels oder auf seinem eigenen Sunmuse Records und wurden praktisch nur im inneren Kreis und auf Konzerten des Musikers verkauft. Herumgesprochen hat sich die Qualität dieser Alben dennoch mit den Jahren; für ein Original dieses 1983er Albums etwa muß man mehr als das Zehnfache des Reissuepreises hinlegen. Wertman verbindet hier unter anderem Spiritual Jazz mit Latin-Rhythmik; sein einzigartiger Jazz-Entwurf ist so intensiv wie leichtfüßig. Oft hat man dabei den Eindruck, ein großes Ensemble zu hören, doch es ist immer nur ein Quintett, bestehend aus Wertman (mit einigen wirklich phantastischen Bass-Soli in den hohen Lagen seines Instrumentes), Drummer Tony Vacca (mit frappierend schwerelosem Spiel!), Tom McClung am Klavier, Posaunist Tim Atherton und Sängerin Lynne Meryl, Wertmans Ehefrau, die sich mit ihren meist wortlosen Vocals nicht hinter einer Flora Purim verstecken muß. Unbedingt ein Meisterwerk, das eigentlich Klassiker-Status haben sollte! – Die Wiederauflage der ursprünglichen LP wäre erfeulich genug, doch BBE ergänzte es um den Inhalt zweier auf dem Sammlermarkt kaum existenten Flexi-Discs aus dem Jahre 1981 und einer nicht ganz so, aber immer noch sehr seltenen Single. Ein echter Sammlertraum. (1983/2022)