Rezension
„Joy“ heißt einer der wichtigsten Songs auf diesem Album. Und ja, es geht hier wirklich um Freude, um eine Umarmung des Lebens, gerade in der Erfahrung furchtbarer Verluste. „Songs Of Conversion“ nennt Nick Cave selbst dieses Album, das kann man mit „Wandlung“ übersetzen, aber auch mit „Bekehrung“. „Wild God“ ist ohne Frage ein spirituelles Album – verwandt mit liturgischer Musik, in der die Freude und die Liebe über Leid und Schmerz triumphieren. Sein alter ego Warren Ellis schrieb Arrangements dafür, die diesen Erlösungs-Charakter unterstreichen, mit strahlenden Chören und Streichern. Vom Frühwerk des einstigen „prince of darkness“ könnte dies kaum weiter entfernt sein, und doch klingen auch die zuletzt nur gedämpft oder (auf „Carnage“) gar nicht eingesetzten Bad Seeds hier wieder nach sich selbst, ein Paradoxon. Wie Cave diesen Weg gefunden hat, kann man auch dann nur ahnen, wenn man das 2022 erschienene Buch „Faith, Hope And Carnage“, das die Gespräche mit Sean O’Hagan dokumentiert, gelesen hat, aber er ist sicherlich zu beneiden. Und man muß ihm danken, daß er seine Erfahrung teilt, mit einem Album, das vielleicht sein größtes überhaupt ist. „Überwältigend“ ist das Mindeste, was man dazu sagen kann. – Neben der schwarzen Version gibt es eine limitierte Ausgabe auf klarem Vinyl, sowie eine Sonderausgabe mit beiliegendem Kunstdruck. (2024)