Rezension

Eine eigenartige Karriere: Nancy Harrow nahm 1960 dieses – damals durchaus beachtete – Debütalbum auf, dann ein paar Jahre später noch mal ein Album für Atlantic, dann ewig lange nichts mehr. Erst Ende der 70er meldete sie sich aus dem Familienleben zurück; seither veröffentlichte sie relativ regelmäßig LPs auf kleineren Labels. Besagtes Debüt klingt dann auch noch überhaupt nicht nach 1960: „Wild Women Don’t Have The Blues“ ist eine Hommage an die Glanzzeit von Billie Holiday und Bessie Smith. Eine äußerst gelungene; Harrow macht neben solchen übergroßen Vorbildern nicht nur rein stimmlich eine ausgezeichnete Figur, sondern klingt auch noch so souverän, als hätte sie mit deren Platten auch gleich die Lebenserfahrungen mit aufgesogen. Buck Clayton (Trompeter und musikalischer Leiter von Harrows großartiger Band mit u.a. Buddy Tate, Dick Wellstood und Kenny Burrell) schrieb entsprechend authentische Arrangements für diese frühe gesangliche Meisterleistung einer Sängerin, die zu den Großen gezählt werden muß… (1961/2025)