Rezension

Als Marvin Etzioni (Lone Justice) ihr damals nur auf Kassette erschienenes selbstverlegtes Debüt produzierte, sah alles nach einer großen Karriere aus; Columbia Records winkte mit einem Vertrag. Doch die Band fiel vor der Zeit auseinander. 40 Jahre später fand sie wieder zusammen. Professionell bei der Musik geblieben war nur Drummer Kevin Jarvis, der arbeitete immerhin mit Leuten wie Lucinda Williams, Elvis Costello oder Brian Wilson zusammen und gründete sein eigenes Studio. Die anderen arbeiteten in den unterschiedlichsten Berufen: Ein Literaturprofessor, ein Software-Tester, Sängerin Kate Oser ist Bibliothekarin in einer Kinder-Bücherei. Doch ganz kann auch bei ihnen die Musik nicht brachgelegen haben, sonst würde das Album, das nun endlich die Versprechen von einst erfüllt, nicht so klingen. Nämlich nach wunderbarer Popmusik, mit Verweisen auf die Byrds und die Bangles, auf das Kalifornien der späten 60er und natürlich auch auf die britischen Klassiker, The Zombies etwa, ebenso (damalige) Zeitgenossen wie The Beautiful South. Gänzlich unaufgeregt fließen die wunderschönen Melodien und janglen die Gitarren. Schon 1988 hätte das wie aus der Zeit gefallen gewirkt, aber mindestens eine Kult-Fangemeinde wäre sicherlich drin gewesen. Für die ist es nun freilich immer noch nicht zu spät… (2025)