Rezension
Spätestens seit ihrer oscarprämierten Arbeit für Todd Phillips “Joker” zählt die isländische Komponistin zu den bedeutendsten Score-Größen ihrer Generation. Ihre Musik zu Sarah Polleys Verfilmung von Miriam Toews Roman “Die Aussprache”, das den massenhaften Mißbrauch von Frauen und Mädchen in einer abgeschieden lebenden fundamentalistisch-religiösen Gemeinschaft (basierend auf realen Ereignissen in einer mennonitischen Gemeinde in Kolumbien) thematisiert, zeigt ihr Talent vielleicht noch mehr: Ein hochsensibles Thema, dem sich Gudnadottir mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen näherte; die Musik, die sie dazu schuf, dürfte ihre bislang eindringlichste sein. Leid, Verzweiflung, aber auch Hoffnung, Entschlußkraft und die abschließende Flucht aus der Unterdrückung teilen sich darin unmittelbar mit. Ein Klassiker schon bei Erscheinen… (2022)