Rezension
Die große Hoffnung der französischen Violinistin: Daß es in einigen Jahren überflüssig sein wird, ein derartiges Album aufzunehmen, weil die Welt sich daran gewöhnt haben wird, daß es nicht nur Komponisten gibt, sondern eben auch Komponistinnen. Auch wenn es diesen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fast unmöglich war, sich in der Klassikwelt durchzusetzen. Die Irin Ina Boyle (1889-1967) ist ein typisches Beispiel, ihr Violinkonzert aus dem Jahre 1935 ist der Grund, warum man dieses Album braucht: Ein bis heute niemals aufgenommenes spätromantisches Meisterwerk und eine echte Bereicherung des Violinrepertoires. Ihr Lehrer Ralph Vaughan Williams ermutigte sie, einfach weiterzumachen, auch ohne öffentliche Anerkennung. Boyle komponierte bis zu ihrem Tod, Aufnahmen gibt es kaum. Zu entdecken gibt es freilich noch mehr, unbedingt genannt seien noch die Südamerikanerinnen Chiquinha Gonzaga (1847-1935) und Teresa Carreño (1853-1917). Die Spannweite geht (die Arrangements für Violine und Ensemble schrieb Abrami großenteils selbst) von Hildegard von Bingen bis Miley Cyrus, was immerhin zwei Namen sind, die keine Erläuterungen benötigen. Von den meisten anderen werden aber auch regelmäßige Klassikhörer kaum jemals gehört haben. Es gibt eine Menge aufzuholen. – Rotes Vinyl. (2025)