Rezension
Ist es die utopische Idee, daß die Schönheit, das Gute, schließlich doch siegen muß? Oder ist es ein Abgesang, ein "Era's End", wie es das letzte Stück des Albums nahelegt? Joshua Redman hat eine neue, junge Rhythmusgruppe um sich geschart, bestehend aus Pianist Paul Cornish, Kontrabassist Philip Norris und Drummer Nazir Ebo, die ihm bei der Umsetzung dieser sehr lyrischen, dabei hochkomplexen und von tückischen Unterströmungen aller Art durchsetzten Kompositionen zur Seite stehen, dazu treten Gäste wie Trompeter Skylar Tang und Saxophonistin Melissa Aldana in Erscheinung. Die von Redman auf dem Tenor- oder Sopransaxophon vorgestellten Themen sind von ergreifender Schönheit, ob nur Melancholie darin liegt oder schon Trauer – siehe oben –, ist oft schwer zu sagen. Die Stücke entwickeln sich dann vielfach in Richtung eines emotionalen Sturms voller gegenläufiger Bewegung, bevor es zurück zur Führung des Saxophons geht – was man als Zeichen der Hoffnung sehen kann oder als verzweifeltes letztes Aufseufzen. Besonders bewegend ist dann jenes "Era's End", eine Reprise des Openers "A Message To Unsend" mit Gesang, in dem die das letzte Redman-Album so prägende Sängerin Gabrielle Cavassa noch einmal einen gänsehäutigen Auftritt hat. In welche Richtung man für sich dieses Album auch deuten mag: Es ist wahrscheinlich die schönste, vielleicht auch die stärkste Musik, die Joshua Redman je geschrieben hat. Und unbedingt ein essentielles Werk. (2025)