Rezension
Als Arrangeur, Komponist, Produzent und natürlich als Cellist arbeitete Olsen in den vergangenen Jahren für eine ganze Menge Kollegen, von Drake über Arcade Fire bis Haim. Nun hat er endlich ein eigenes Album aufgenommen, auf dem, auch wenn das oft schwer zu glauben ist, alle Sounds ursprünglich aus seinem (elektrischen) Cello kommen. Die Hörerfahrung entspricht in etwa der Vorstellung, verkleinert auf Mikrobenformat einen fremden Organismus zu besuchen; man staunt über die Vielfalt und Komplexität dieses Geflechts aus Adern, Muskeln, Nervenbahnen und Gewebe. Die Sogwirkung ist immens, und man kann sich buchstäblich in diesen Klanggebilden verlieren, die dann auch geradezu beängstigend fremd und groß erscheinen können. Am Ende allerdings, im von Merivals wortlosem Sirenengesang geprägten „Cloud Parade“, entläßt uns Olsen ins Licht. Ob dies einen Ausgang bedeutet oder den Eintritt in eine Art heiliges Zentrum des Ganzen, ist Interpretationssache. (2021)