Mal bittersüß, mal sarkastisch, mal rührend, mal abgeklärt konstatierend, stets pointiert: Carlls Songwriting steht in der großen Tradition eines John Prine. Mit dem 2020 verstorbenen Altmeister hat er noch etwas gemein: Seine Songs klingen gerne wie nebenher entstanden, hingeworfen, aus dem sprichwörtlichen Ärmel geschüttelt und wirken eben dadurch großartig. Es sind entsprechend einfache Songs, klassisch-schnörkelloser Outlaw-Country, aber jeder einzelne ein direkter Treffer. Der Eindruck, daß er mit jedem weiteren Album noch besser wird, täuscht natürlich (man muß dazu nur seine älteren Platten wieder auflegen und wird feststellen, daß die genauso gut sind), aber das Phänomen ist ja bei wirklich großen Songwritern nicht unbekannt – und Carll gehört auf jeden Fall dazu. (2021)