Rezension
Inzwischen ist es nicht mehr zu übersehen: Rhiannon Giddens kann alles. Eben gerade erhielt sie für ihre Oper (!!) „Omar“ den Pulitzerpreis, da präsentiert sie schon wieder das nächste Meisterwerk: Auf „You’re The One“, eingespielt mit einer beachtlichen Schar höchstkarätiger Musiker, scheinen mindestens sieben bis acht Jahrzehnte amerikanischer Musik gleichzeitig stattzufinden. String Band-Folk, Gospel, Blues, Cajun, Country, Soul, Funk, Jazz, alles fließt ineinander. Das wäre spannend genug, aber Giddens macht daraus auch noch so kunstvolle wie unfaßbar eingängige Songs. Etliche von der Sorte, die man unbedingt sofort noch einmal hören möchte, wie das umwerfende „You Louisiana Man“. Sie kann einen neuen Soul-Klassiker ebenso aus dem Ärmel schütteln wie eine Broadwayballade. Und damit ist es ja immer noch nicht genug – ganz nebenher ist sie schließlich auch noch eine phänomenale Sängerin, äußerst wandlungsfähig, doch mit ganz eigener Stimmfarbe. Allein diesbezüglich muß man sie schon als Großkünstlerin bezeichnen… (2023)