Altersweisheit und pure Lebensfreude schließen sich nicht aus – dies könnte man als Fazit für diese immer wieder stupende Gesamtaufnahme der fünf Cellosonaten Beethovens bezeichnen. Vor allem die beiden frühen Sonaten werden von dem 76jährigen Meistercellisten und seinem eine Generation jüngeren Partner mit einer geradezu mozartesken Unbeschwertheit geboten; man kommt beim Hören oft kaum um ein Lächeln herum. Doch auch die zum Spätwerk zählenden, emotional extrem dichten und hochkomplexen Sonaten 4 und 5 sind da, wo es der Text erlaubt, voller selten strahlender, heller, ja süßer Momente. Schon richtig: Casals‘ Tongebung war nicht mehr so unfehlbar wie in jüngeren Jahren, hier und da ist mal ein Kratzen vernehmbar, und sein oft gut hörbares Mitsummen der Melodie dürfte sich heute kein Solist mehr erlauben. Aber die Musikalität, die Liebe und die Menschlichkeit in diesen Aufnahmen, die während des Prades-Festival 1953 entstanden (die zweite Sonate bereits zwei Jahre zuvor in Perpignan), sind auch nach so vielen Jahrzehnten noch so einnehmend wie einzigartig. (1953/2018)