Rezension
Es ist so, wie sein Fan Conor Oberst es beschreibt: Man findet die Größten in seiner Musik, Cohen, Van Zandt und Dylan, doch hat Joyner seine ganz eigene Sprache und Stimme. Nicht erst seit diesem Album (es ist bereits sein 14.) bewegt er sich auf Augenhöhe mit den genannten Songwriting-Göttern, auch wenn sein Name nicht deren Strahlkraft hat – wir leben halt in anderen Zeiten. Wobei zumindest Townes Van Zandt zu Lebzeiten auch nie über den Insider-Status hinausgekommen war. „Pocket Moon“ könnte man nach dem politischen Vorgänger „Step Into The Earthquake“ (2017) als Rückzug ins Private auffassen, aber schnell merkt man, daß Eskapismus nicht Joyners Sache ist. Seine Beschreibungen des Alltäglichen sind berührend, bewegend, auch erschreckend – sie zeigen, wer wir sind und warum. Innere und äußere Welt sind nicht trennbar, was zwar grundsätzlich keine neue Erkenntnis in der Kunst ist, aber nur selten so poetisch umgesetzt wird wie hier. Mit Songs, in denen jedes Wort ebenso wesentlich ist wie jeder einzelne Ton der sparsamen, doch keineswegs kargen Arrangements. Größte Songkunst, direkt in die Seele treffend. (2019)