Das sonnige Florida paßt eigentlich als Geburtsort nicht in Stellings Biographie, aber dafür kann er ja nichts. Immerhin fand er trotzdem schon früh seine Liebe zum archaischen Folk und Blues. Und er lernte Gitarrespielen. Dabei orientierte er sich offenbar an den Größten: Sein Spiel kombiniert die Virtuosität von Meistern wie Fahey oder Kottke mit der Intensität eines Doc Boggs oder Roscoe Holcomb. Mississippi John Hurt oder Skip James sind weitere Einflüsse, natürlich auch Dylan (der junge). Seine Musik ist aber nicht für esoterische Picking-Zirkel gedacht, sondern für alle: Stelling ist ein Folk-Sänger im ursprünglichen Sinne, ein Storyteller, ein Troubadour und ein Ankläger. Versehen mit einer Stimme von selten gehörter Ausstrahlung, die einen das fabelhafte Gitarrenspiel oft genug vergessen läßt. Und die seinen Songs Autorität, Dringlichkeit und Aktualität verleiht, obwohl er sich praktisch ausschließlich musikalischer Mittel aus einer längst vergangenen Epoche bedient. Man kann nur hören und staunen, wieder und wieder… (2015)