Rezension
Ein so ungewöhnliches wie packendes Vocal Jazz-Meisterstück. Die Basis der zehn Songs sind Texte des US-Dichters mit schwedischen Wurzeln Carl Sandburg (von dem übrigens die Zeile „Sometimes they’ll give a war and nobody will come“ stammt); drei Stücke sind direkte Vertonungen, sechs weitere wurden von ihm inspiriert; das zehnte – der Titelsong, mit dem das Album endet – von der neunjährigen Shunn Theingi; Knuffke entdeckte den Text in einem Buch, das er auf der Straße gefunden hatte. Die Vertonung erfolgt in der Hauptsache mit Kornett und Bass nebst Percussion (Kenny Wollesen) und einem Streichtrio aus zwei Bratschen und einem Cello. Die eigenwilligen Arrangements und Melodieführungen lassen mal an Kurt Weill, mal an Matana Roberts; hier an indianische Gesänge oder schwarze „field hollers“ der Prä-Blues-Ära (der musikalisch sehr interessierte Sandburg war auch Sammler amerikanischer Volksmusik), dort an schwedische Folklore denken. In ihrer Seltsamkeit sind sie übrigens keineswegs unnahbar, sondern sie entwickeln ganz im Gegenteil eine erstaunliche Sogwirkung, und man bleibt nach Ende des Albums noch eine ganze Weile in dieser merkwürdigen Atmosphäre gefangen. (2021)