Als eines der seltsamsten Details der Jazzgeschichte erscheint die Unterstützung, die der Avantgardist Ornette Coleman durch den MJQ-Pianisten John Lewis erfuhr – sollte man doch meinen, daß die musikästhetischen Ansichten beider Musiker kaum weiter auseinander hätten liegen können! Doch ging es dem jungen Revolutionär wie dem etablierten Jazz-Star in einer Hinsicht um das Gleiche: Den Jazz als Kunstform auf eine höhere Stufe zu bringen. Und wenn das MJQ hier nicht nur Colemans „Lonely Woman“ adaptiert (eine der ersten Coleman-Coverversionen überhaupt), sondern auch gleich das Album danach benennt, ist das nur scheinbar ein Widerspruch. Die Version ist übrigens, wen wundert’s, überragend und läßt Colemans kompositorisches Talent hell strahlen. Was folgt, sind einige der schönsten Lewis-Schöpfungen wie „Animal Dance“, „Belkis“, „Trieste“ und die polyphone Miniatur „Fugato“: Ein Album wie ein besonders perfektes und filigranes Stück Architektur, und fraglos eines der perfektesten dieser Meister des Kammer-Jazz! (1962/2016)