Rezension
Es wundert nicht, daß Miles Davis sich nach den drei Live-Doppel-LPs „Dark Magus“, „Agharta“ und „Pangea“ für lange Zeit zurückzog. Schon auf diesem frühesten der drei Mitschnitte (30.5.1974, Carnegie Hall; veröffentlicht allerdings erst nach den beiden anderen im Jahre 1977) wird das Fusion-Genre bis an seine Grenzen ausgelotet: Miles hatte hier bereits alles erreicht, alles gesagt. Melodien waren gestern, alles hier ist Rhythmus, Spannung, reine Energie. Drei E-Gitarristen (Pete Cosey, Reggie Lucas, Dominique Gaumont) hatte die Band zu diesem Zeitpunkt; dennoch hält sich der Rock-Anteil in Grenzen. Die Tracks haben auch keine echten Namen (die Bezeichnungen sind die Zahlen 1-4 auf Suaheli), es sind reine Improvisationen. Aber wie diese Musik brodelt, kocht, dampft und gefährlich zischt: Ein Hexenkessel ist ein Kühlschrank dagegen… (1977/2016)