Rezension
Gleich mehrere Schritte nach vorne hat der Kanadier mit seinem vierten Album unternommen, dem ersten, auf dem er unter seinem vollen Namen auftritt (bislang schlicht „Luka“). Die Atmosphäre ist nach wie vor intim, doch um Wievieles farbiger: Da sind das oft schmetterlingsgleiche Saxophon von Brodie West, Anh Phungs Flöte (traumhaft in „City By My Window“), die fantasievolle Gitarre von Thom Gill (bekannt etwa von Martha Wainwright), Evan Cartwrights dezent swingendes Drumming – und ganz besonders der elastische Bass von Josh Cole, der die erstaunliche Jazznähe dieses meisterlichen Albums sozusagen personifiziert. Dann sind da noch Details wie Craig Harleys Hammond B3 in „Skyline“ – man muß sich bremsen, sonst kommt man aus dem Schwärmen nicht heraus. Spannend ist zudem – es dauert eine Weile bis es einem in diesem Kontext auffällt – daß unter den Vorbildern (u.a. Joni Mitchell und Paul Simon) auch ein Name zu finden ist, den man mit Kammer-Folk-Jazz dieser Art eher nicht sofort assoziiert: Lou Reed. Aber dessen lakonische Art des Storytellings spielt eine große Rolle hier, läßt die wunderbaren Arrangements viel intensiver wirken. Denn dies ist, und das ist der größte Unterschied nicht nur zu Kuplowskis bisherigen, sondern zum Großteil aller Singer/Songwriter-Alben, ein Ensemble-Werk. Und dadurch nicht nur einer der schönsten der letzten Jahre, sondern auch ein ganz außergewöhnlicher Beitrag zur Gattung. (2020)