Jamie „XX“ Smiths Soloalbum, schon sehr programmatisch „In Colour“ betitelt, wies bereits darauf hin, daß einiges Entwicklungspotential in dieser Band steckt. Das Versprechen wird nun mit dem dritten Album eingelöst: Statt der bisherigen konsequenten Monochromie wehen allenthalben die verschiedensten Farbschleier durch das Album, angefangen von der eröffnenden (Synth-)Bläser-Fanfare. Womit die Band ihre bisherige Schwarz/Weiß-Ästhetik hier vor allem verheiratet, ist ausgerechnet jenes seltsame Sub-Genre der späten 70er und 80er, das man heute als „Yacht Rock“ bezeichnet; ein Song baut gar auf einem Hall & Oates-Sample auf. Was dabei entsteht, ist einer der faszinierendsten und vielversprechendsten Pop-Entwürfe der Gegenwart. Bei allem Neuen, welches überwiegend auf Smith zurückzuführen wäre, ist „I See You“ überdies übrigens eben doch ein Band-Album, das seine Wirkung nicht zuletzt den (gewachsenen) vokalistischen Ausdrucksmöglichkeiten von Romy Madley Croft und Oliver Sim verdankt. Falls man befürchtet haben sollte, The XX hätten mit dem zweiten Album ihre ästhetischen Vorstellungen bereits endgültig ausformuliert: Irrtum! (2017)