Rezension
Die Popularität von Ol‘ Blue Eyes erreichte Murphy nie, auch wenn es Zeiten gab, in denen er von der Kritik als ernsthafte Sinatra-Konkurrenz gehandelt wurde. Mit seiner warmen, wie selbstverständlich jedes Arrangement tragenden Stimme entstand der Swing ganz von selbst. Ob a capella, im Trio oder mit achtköpfiger „Big Band“; ob Swing, Bossa oder tragische Balladen (etwa das gemeinsam mit Pianist Francy Boland geschriebene „Hopeless“) – Murphy, der zu Beginn seiner Karriere auch als Schauspieler aktiv war, war ein echter „performer“, für den ein Song wie eine Rolle war, in der er vollkommen aufging. Ein überragender Vokaltechniker war er überdies, und niemals wirken seine Scat-Einlagen auch nur ansatzweise angestrengt – das klingt alles wie aus dem Handgelenk geschüttelt. Dieses frühe MPS-Album (damals war das Label noch dem Radiohersteller Saba angegliedert) zählt zu seinen schönsten! Nicht zuletzt ist das auch der formidablen Band zu danken, neben Boland u.a. mit dessen schlagzeugspielendem Partner Kenny Clarke, Bariton-Saxophonist Sahib Shihab und Ronnie Scott (Tenor) besetzt. (1968/2017)