Rezension
Alasdair Roberts schafft es wie kaum jemand in seiner Generation, uralte Folk-Traditionen gleichzeitig zu pflegen und zu aktualisieren. Die Besetzung seines zwölften Albums (ohne die LPs mit Appendix Out) ist symptomatisch: Ein auf frühe Musik spezialisierter Pianist (David McGuinness) und eine Elektronik-Avantgarde-Komponistin sind diesmal seine Partner. Seine überragende Gitarrenkunst läßt Roberts hier nur ausnahmsweise scheinen; er agiert hier fast ausschließlich als der Sänger des Trios. Seine Zurücknahme ergibt durchaus Sinn – es tut sich auch so genug zwischen McGuinness‘ Fortepiano aus dem Jahre 1844 und Skuses Computer-Klängen. Tatsächlich sind die Spannungen gewaltig, doch stets songdienlich: Als so aufregend hat man britischen Folk selten empfunden. Ein Stilbruch findet an keiner Stelle statt; und doch waren sich Avantgarde und Tradition selten so nahe. Angesichts Roberts‘ durchweg brillanter Diskographie mag man nur zögernd von einem besten Album sprechen – aber sein fesselndstes dürfte es sein! (2018)