Rezension
Das „Jazz + Lyrik“-Konzept ist kein Neues. In der Regel finden die beiden sich begegnenden Kunstgattungen allerdings abwechselnd statt, nicht gleichzeitig wie hier. Zu betonen ist dabei, daß der Pianist keineswegs zu einer Lesung der Heine-Gedichte improvisiert, auch der Sprecher seine Intonation nicht sorgsam auf fertige Wollny-Aufnahmen ausrichtete. Beide Protagonisten befanden sich gleichzeitig im Studio, der eine sprach, der andere spielte. Und das gegenseitige Verständnis der beiden ist stupend; immerhin trennen die beiden ja 35 Jahre. Erstaunlich freilich (immer wieder, wenn man sich damit befaßt) ist auch die Aktualität und Kraft von Heines Lyrik (und Prosa, nicht alle Texte sind Gedichte), ihre Schärfe ebenso wie ihr Humor, und nicht zuletzt auch ihre romantische Seite. Brückner beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv damit, das hört man seinem Vortrag an; Wollnys spontane Vertonungen allerdings legen auch nahe, daß er den Texten nicht zum ersten Mal begegnete. Eine selten gelungene Begegnung. (2021)