Rezension
Der Entdecker des Drones: Giacinto Scelsi (1905-1988) entdeckte, wie es einst der „New Yorker“ konstatierte, eine Welt in einer Note. Welche er mikrotonal umspielte, mit bis heute kaum vergleichlichem Effekt. Sein Werk ist bis heute mit wenigen Ausnahmen kaum bekannt, wiewohl sein Einfluß auf die Avantgarde nach ihm kaum zu überschätzen ist. Galya Bisengalieva (Violine), Robert Ames (Bratsche) und Max Ruisi (Cello) vom London Contemporary Orchestra spielten sein Streich-Trio aus dem Jahre 1958 hier ein, ein auch für die Scelsi-Diskographie besonders obskures Werk (mir ist keine andere Einspielung bekannt – offensichtlich zu Unrecht, denn Scelsis radikaler Minimalismus steht hier in voller Blüte). Reich und Glass hatten zumindest einen Rhythmus und/oder eine einfache Melodie; Scelsi benötigt ersteren kaum und zweitere gar nicht. Und erschafft doch einen einzigartigen, hypnotischen Klangkosmos. Das Album dauert nur eine gute Viertelstunde, aber womit wollte man es koppeln, was sollte man danach noch hören? – 300 Stück gibt es von der Vinylversion… (Ob wir welche davon bekommen, ist noch unklar.) (2020)