Rezension
Die Abstände zwischen den Alben werden zwar größer, aber wenn sich eine der großen Songwriterinnen des amerikanischen Roots Rock dann mal wieder zu Wort meldet, ist das Ergebnis ohne Makel. Auf Bonnie Raitts 18. Album strahlt die 72jährige dieselbe Gelassenheit aus wie auf den vorangegangenen Werken: Erschüttern kann sie nichts mehr, auch keine Pandemie. Was nicht bedeutet, daß sie bei Bedarf nicht auch mal eine ganze Menge Rock’n’Roll-Energie freisetzen kann! Oder daß sie sich für das Weltgeschehen nicht mehr interessiert. In „Livin‘ For The Ones“ gedenkt sie der Opfer der Pandemie, die in den USA unter einer vernunftbegabteren Administration weniger dramatisch hätte verlaufen können. Zu diesen Opfern gehörte bekanntlich auch Toots Hibberts, dem sie mit einer grandios groovenden Version von „Love So Strong“ hier auch noch ein Denkmal setzt. Dem gegenüber stehen sensibilistische Akustik-Nummern wie der Titelsong oder „Down The Hall“, die man beide als Hommage an ihren ebenfalls an COVID verstorbenen Mentor und Freund John Prine verstehen kann. Doch ein Album der Trauer ist „Just Like That…“ nicht, Nachdenklichkeit und Lebensfreude sind im Gleichgewicht. So wie Raitt selbst, von der man sich noch viele so meisterliche wie wohltuende Alben wie dieses wünscht… (2022)
