Rezension
Jazz war bislang nicht die Musikrichtung, an die man bei Nennung der Stadt Seattle dachte. Das könnte sich bald ändern, wenn man davon ausgeht, daß ein Kollektiv wie High Pulp sich doch wohl aus einer Szene herausgebildet haben muß; einer sehr lebendigen und spannenden. Nach einem selbstverlegten Album und einer EP ist die Formation nun auf dem Indie-Major Anti- gelandet – mit einem Werk, das gleichermaßen atmosphärisch wie groovebetont ist, das Space Jazz (Sun Ra!), elektrischen Miles, Weather Report, Jungle und weitere Spielarten elektronischer Clubmusik mühelos vereint. Die Bläsersektion ist großartig, mit bandeigenen Musikern wie Victory Nguyen und Andrew Morrill und Gästen wie Theo Croker, doch die Hauptrolle spielt im Grunde das Rhythmusgespann aus Bassist Scott Rixon und Drummer Rob Granfelt! Man darf prognostizieren, daß von diesen beiden nach diesem Album auch außerhalb ihrer Band noch zu hören sein wird. Und von der Seattle-Jazzszene gewiß auch! Da passiert augenblicklich gerade etwas Wichtiges… (2022)