Rezension
Die auf CD bereits Mitte der 2000er, auf Vinyl (in Einzelausgaben) erstmals 2017 erschienene Gesamteinspielung des polnischen Dirigenten zählt sicherlich zu den spannendsten Beethoven-Zyklen nicht nur der jüngeren Vergangenheit. Es ist jener revolutionäre Beethoven, wie ihn einst Hermann Scherchen, wenig später René Leibowitz vorgestellt hatten: Mitreißend, doch klar strukturiert, von jedem romantischen Ballast befreit. Die Durchsichtigkeit wird natürlich auch durch die geringe Größe des Klangkörpers gefördert, die jener der Orchester zu Lebzeiten des Komponisten recht nahe kommen dürfte. Zwar verzichtet Rajski bewußt auf Originalinstrumente, dennoch bekommt man das Gefühl, Beethovens klanglicher Idealvorstellung hier selten nahe zu kommen. Womit man auch schon bei der sagenhaften Aufnahmequalität wäre. Im Falle der Seiten 10, 14 und 18 (enthaltend die besonders dynamischen Finalsätze der Symphonien 5, 7, und 9) wird diese durch „verkehrten“ Vinylschnitt noch verstärkt, das heißt die LPs werden von innen nach außen abgetastet (mit einer zuverlässigen Auslaufrille am Rand, Horrorszenarien von ins Leere stürzenden Tonarmen sind auszuschließen). Für die Gesamtausgabe (die ursprünglichen Alben sind inzwischen überwiegend vergriffen) wurde noch einmal neu im Halfspeed-Verfahren gemastert. (2022)