Rezension

Dem Jazz Club Karlsruhe war es gerade in jenen Jahren oft gelungen, internationale Stars in die südwestdeutsche Provinz zu holen – ich hörte damals Größen wie Blakey (von dem ich noch ein paar Drumsticks besitze), Gillespie, Hampton, Sarah Vaughan und andere. Am 7. Juli 1988 (das muß unmittelbar nach dem Abi gewesen sein) auch Michel Petrucciani mit seinem großartig besetzten Trio, der auf jener Europa-Tour sein international gefeiertes Blue Note-Album „Michel Plays Petrucciani“ bewarb. Die Energie, die der kleinwüchsige, zerbrechlich wirkende Mann (er war es bekanntlich auch: er litt Zeit seines kurzen Lebens an der Glasknochenkrankheit), der zum Klavierstuhl getragen wurde, auf dem neben ihm geradezu monströs wirkenden Flügel entwickelte, ließ reihenweise Münder offenstehen. Allerdings nur zu Beginn, innerhalb kürzester Zeit hatte Petrucciani sein Publikum mit seinem Fieber angesteckt. Ein berauschender Jazzabend. Schön, ihn nun auch im bevorzugten Format (2019 erschien die CD) noch einmal nacherleben zu können. (Und schön, mal ausnahmsweise aus der Perspektive des Zeitzeugen schreiben zu können!) (2019, rec. 1988/2022)