Rezension

In Baden-Baden hatte der legendäre Pianist Krzysztof Komeda anno 1967 das letzte seiner wenigen Alben aufgenommen, ein Jazz-und-Lyrik-Projekt titels „Meine süsse europäische Heimat“ (heute eine kaum zu bezahlende Rarität), bevor er nach Hollywood ging und Soundtracks für Roman Polanski schrieb. Nicht alle Kompositionen, die Komeda damals verfaßte, fanden Verwendung auf jener LP, und es gibt einen Brief an den damaligen Produzenten Joachim-Ernst Behrendt, der zeigt, daß Komeda mit der Auswahl nicht ganz glücklich war. Die „überzähligen“ Tracks galten lange als verschollen – bis ihre Manuskripte in der polnischen Nationalbibliothek in Warschau unlängst entdeckt wurden. Krzysztof Balkiewicz, Vorsitzender der Komeda-Gesellschaft und Kurator des wichtigsten polnischen Jazzfestivals, kontaktierte darauf Piotr Schmidt, den international mehrfach ausgezeichneten derzeit wohl bedeutendsten polnischen Trompeter. Der nahm die Ehre dankbar an und machte sich gleich an die Arbeit, für sein neues international besetztes Sextett passende Arrangements zu schreiben. Das Ergebnis zeigt höchste Sensibilität – und hätte dem großen Jazz-Poeten Komeda sicherlich gefallen. Ein wundervolles Album, auf dem Schmidts Ensemble manchesmal wirkt wie ein kammermusikalisches Äquivalent zum Gil Evans Orchestra der 60er. – Die Vinylausgabe ist auf 500 numerierte Exemplare limitiert, 100 davon sind für den deutschen Markt vorgesehen. (2023)