Rezension
Es war klar, daß sich hieran die Geister scheiden würden, daß wahrscheinlich sogar kübelweise Häme ausgeschüttet wird (was ja auch geschieht). Es dürfte aber auch klar sein, daß der Band dies völlig bewußt war, und es ist ein Zeichen von Authentizität, daß sie das Projekt einfach durchgezogen hat. 40 Songs (die Doppel-LP enthält eine Auswahl von 16) aus der Diskographie, nicht alle waren große Hits, haben U2 ausgewählt und einer Neugestaltung unterzogen. Die Arrangements sind deutlich sparsamer, das „Unplugged“-Label paßt aber nicht, denn dafür ist The Edges Produktion zu perfekt. Wenn man jetzt einen Verriss schreiben wollte, würde man so böse Wörter wie „rentnergerecht“ oder „salbungsvoll“ verwenden. Aber tatsächlich ginge das an der Sache vorbei. U2 wollen die von so vielen geliebten Originalversionen ja auch nicht ungeschehen machen, sie wollen ihnen nur eine andere Möglichkeit zur Seite stellen, und die meisten dieser Möglichkeiten funktionieren sehr gut, und hätten sie nicht ausgerechnet U2 aufgenommen, würde jeder von großartigen Neudeutungen sprechen. Daß man das Projekt auch vielleicht gar nicht unbedingt mit religiösem Fan-Eifer und Bierernst betrachten muß, dafür spricht das witzige Detail, die Sammlung mit „One“ beginnen und mit „40“ ausklingen zu lassen. Einzig ein wenig störend ist, daß man das Gesamtprogramm nur als Deluxe-Version bekommt, sicherlich schön anzuschauen in dem edlen Schuber, aber entsprechend kostenintensiv… (2023)