Rezension
Die Sagengestalt aus dem französischen Mittelalter ist für die US-Sängerin mit französisch-haitianischer Herkunft eine Symbolfigur: Denn wie eine Gestaltwandlerin fühlt auch sie sich, zwischen den kulturellen Identitäten. Neben fünf Eigenkompositionen stammen die Songs hier aus den verschiedenen Kulturkreisen, sie reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, stammen u.a. von Chansoniers und mittelalterlichen Troubadouren. Salvant singt auf Französisch (akzentfrei), Englisch, haitianischem Kreolisch und der südfranzösischen Regionalsprache Okzitanisch. Dabei kreuzt sie die Kulturen auf phantasievolle Weise; das aus dem 14. Jahrhundert stammende „Dites moi que je suis belle“ singt sie zur alleinigen Begleitung einer Djembe-Trommel, gespielt vom Percussion-Meister Weedie Braimah. „D’un feu secret“ (das Lied entstand um 1660) hingegen klingt, als hätte sich das Modern Jazz Quartet der Instrumente der Band aus der Star Wars-Cantina bemächtigt. Es ist das wohl ungewöhnlichste Album dieser faszinierenden Sängerin und Künstlerin bislang (dabei absolut und unmittelbar eingängig); vielleicht auch das beste – das allerdings wäre angesichts der vorangegangenen Alben, allesamt überragend, eine sehr knappe Entscheidung… (2023)