Rezension
Die Partnerschaft ist schon lange bewährt, doch ist dies das erste Mal, daß die argentinische Klavier-Göttin und der französische Violin-Antistar auf Albumlänge als Duo auftreten. Als Antistar muß man Capuçon insofern bezeichnen, als daß ihm jedwede Virtuosen-Allüren gänzlich fremd sind; manchem Violin-Aficionado alter Schule ist sein Spiel zu glanzlos, doch damit mißversteht man einen der besten Ensemblespieler der Gegenwart. Auf diesen Einspielungen von Beethovens „Kreutzer“-Sonate, der ersten Schumann-Sonate und César Francks einzigem Beitrag zur Gattung, der späten A-Dur-Sonate (die beiden anderen Werke stehen übrigens in derselben Tonart), kann man sehr schön erfahren, was seine Partner an ihm schätzen, auch die vielleicht größte lebende Pianistin, nun 82, die schon seit vielen Jahren der Kammermusik den Vorzug gibt und solistische Auftritte meidet. Capuçon denkt bei seinem Spiel stets den Partner mit, hat die gesamte Partitur im Kopf. Was man hier – auf beiden Seiten – erlebt, ist ein selten sensibles Gemeinsam-Spiel, das vom Hörer möglicherweise ein Umdenken erfordert, um diese Aufnahme so zu lieben, wie sie es verdient. (2023)