Rezension

Das vierte Album ist der große Wurf, der der Band von Anfang an zuzutrauen war. Ein Konzeptwerk, auf dem es um nichts Geringeres geht als darum, was es bedeutet, ein Mensch sein, um Schmerz und Freude, Liebe und Verlust, Angst, Geborgenheit, Unsicherheit, Sinnsuche, Hoffnung. Unterm Strich ist es eine Liebeserklärung an die Menschheit, was in Zeiten, da man als kritisch denkender Geist die Gattung eigentlich abzuschreiben geneigt ist, eine nicht selbstverständliche Position ist. Musikalisch schlagen Amber Run dabei eine Brücke von Coldplay, bevor die zum Stadion-Act mit allen Konsequenzen wurden, über Radiohead (eher die lyrischen denn die avantgardistischen Seiten) bis zu The XX. Die Songs werden selten laut, wirken aber intensiv. Was nicht zuletzt an Joshua Keoghs Stimme liegt, die eigentlich nichts Spektakuläres an sich hat – aber eine Ausstrahlung, die zum Zuhören zwingt. Vielleicht werden die Nottinghamer nun doch noch so groß, wie es ihr Debüt (2015) einst versprach. (2023)