Rezension
„Brahms Analogue“ ist der eigentliche Titel dieses Albums; durchaus ungewöhnlich für ein Repertoire-Label. Aber der 1985 geborenen Cellist (ein „digital native“ mithin) hegte schon lange eine Faszination für den natürlichen Klang der Klassik-Aufnahmen der 1950er und ’60er Jahre, weswegen er hier ganz bewußt Tonband und Vintage-Mikrophonie zum Einsatz kommen ließ. Elschenbroich orientiert sich allerdings nur am Klang jener Ära, seine Brahms-Auffassung ist durchaus modern, klar und mit minimalem Vibrato – was diese Aufnahme erst recht spannend macht. Elschenbroichs beinahe schlichter, dabei sehr gesanglicher Ton – kongenialisch unterstützt von seinem langjährigen Partner am Klavier, dem Ukrainer Alexei Grynyuk – läßt den melodischen Reichtum der beiden Sonaten unverstellt leuchten, wie man es selten erlebt hat. Wobei die Cello-Bearbeitung der „Vier ernsten Gesänge“, Brahms‘ letzter Komposition, eine ganz besonders berührende Erfahrung darstellt… – Natürlich mußte dieses Album konsequenterweise auch auf LP erscheinen – die erste Analog-Veröffentlichung des 2005 gegründeten Londoner Klassik-Labels! (2023)