Rezension

Es gibt derzeit ja tatsächlich eine Menge großartiger Americana-Bands und -Songwriter, aber wenn es um die Springsteen-Liga geht, fällt einem so schnell niemand ein. Außer Jason Isbell, der seit seinem Ausstieg bei den Drive-By Truckers ein phantastisches Album nach dem anderen macht (dies ist das neunte), der seine Sensibilität als Beobachter der amerikanischen Seele wie der Boss mit großartigem Rock’n’Roll verschmelzen kann und der obendrein auch noch eine Formation anführt, die keinen Vergleich mit der E Street Band zu scheuen braucht (wenn man das Bild zu Ende führt, kann man sagen, daß die Violine von Isbells Ehefrau Amanda Shires sozusagen die Rolle von Clarence Clemons‘ Saxophon übernimmt). „Weathervanes“ ist der jüngste Triumph von Isbell und seiner 400 Unit, nicht weniger als 13 brillante Songs in ziemlich genau einer Stunde, dabei keine Sekunde zu lang. Es ist keiner darunter, auf den man verzichten wollte, und am Ende schwingt sich das Album auf einem letzten Gipfel („Miles“) noch einmal in luftigste Höhen auf. Nicht auszuschließen, daß man – nach kurzem, ergriffenem Durchatmen – danach noch einmal die erste LP aus der Hülle holt. (2023)