Rezension
Warren Haynes gelingt es auch nach fast drei Dekaden Bandgeschichte immer noch, ganz klassischen Gitarrenrock neu und spannend, ja durchaus visionär klingen zu lassen. Seine Idee von Southern Rock fühlt sich zwar an wie eine der typischen Jam Bands, und natürlich sind Gov’t Mule das ja auch – wer hier allerdings genau hinhört, wird feststellen, daß selbst ein Song von über neun Minuten Länge keine überflüssige Note enthält: Gegniedelt wird nicht! Erstaunlich ist, daß das Album gleichzeitig mit dem Vorgänger „Heavy Load Blues“ aufgenommen wurde, denn es zeigt eine ganz andere, deutlich progressivere Seite der Band. Man hört dabei gut den Einfluß, den Pink Floyd auf Haynes musikalisches Weltbild haben; andere deutlich wahrnehmbare Vorbilder sind etwa The Doors oder The Band; Allmans und Dead natürlich sowieso. Man könnte dieses Album als Zusammenfassung dessen sehen, was diese fabelhafte Band in knapp 30 Jahren erreicht hat – nur eben nicht als Best Of-Retrospektive, sondern anhand großartiger neuer Songs. Erwähnen sollte man wohl der Vollständigkeit halber noch die Gastauftritte von Billy Gibbons, Ivan Neville und Billy Bob Thornton, aber natürlich ist das nur Luxus – diese Band braucht niemanden, der sie anschiebt. (2023)