Rezension
Daryl Runswick ist ein ziemlich einmaliges Phänomen. Denn der Mittsiebziger ist nicht nur einer der bedeutendsten „klassischen“ Komponisten des Inselreiches, er mischte als Bassist in der blühenden britischen Jazzszene der 60er mit, er spielte u.a. auch auf dem Debüt des Alan Parsons Project, arbeitete mit Elton John und schrieb eigene Popsongs, und als Elektronikpionier betätigte er sich zwischenzeitlich auch – ein recht erfülltes musikalisches Leben, möchte man sagen. Hier geht es freilich um den Komponisten, und auch da beherrscht Runswick eine Menge Sprachen, wie man an der eröffnenden Vokalminiatur „The Raggle Taggle Gypsies“, aufgeführt von keinem geringeren Ensemble als den King’s Singers, festellen mag: Eine höchst amüsante Stilübung, die einige Jahrhunderte zurückführt. Das aus den 1980ern stammende Konzert für Trompete, drei Hörner, Percussion und Streicher allerdings ist eindeutig ein Werk des 20. Jahrhunderts, stark beeinflußt vom Jazz etwa eines John Dankworth, Mike Westbrook oder Kenny Wheeler. Ganz anders, aber nicht weniger spannend wiederum klingt Runswicks 2004 entstandene zweite Symphonie, die zusätzlich zum Orchester auch Elektronik, einen Sprecher (hier: Runswick selbst) und eine Sopranistin (sehr beeindruckend: Héloïse Werner!) verlangt. Hier gibt es eine Menge zu entdecken – auch wenn’s genau genommen nur einige wenige Facetten dieses Universalmusikers sind… (2023)