Rezension
In den nur 40 Jahren seines Lebens nahm der Saxophonist immerhin gut 20 Alben unter eigenem Namen auf; einige der besten in der auf seinen Vornamen anspielenden „Book“-Serie (1963-64), von denen „The Freedom Book“ das erste war. Mit dem Pianisten Jaki Byard hatte er dabei einen musikalischen Seelenverwandten gefunden: Beide Musiker waren im Grunde Traditionalisten, die mit der Vergangenheit keineswegs zu brechen suchten, sondern aus dem Vorhandenen Neues schufen – was dann freilich oft kaum weniger visionär klang als bei den radikaleren Revolutionären der Ära. Man hört das Herz des Bop schlagen, doch das Quartett (Bass: Richard Davis, Drums: Alan Dawson) erkundet abenteuerlustig neue Gefilde (sagenhaft spannend etwa in „Grant’s Stand“). Ervin bläst sein Tenor dabei mal hart am Wind, mal zeigt er sich von einer ganz lyrischen Seite (in Randy Westons „Cry Me Not“ oder in „A Day To Mourn“, seiner Reaktion auf das Kennedy-Attentat, das freilich auch andere Stimmungen widerspiegelt). Ganz sicher kein Hintergrund-Jazz, sonden ein Album, mit dem man sich intensiv und lange beschäftigen kann (und sollte). Hier als formidable Faksimile-Wiederauflage. (1963/2016, Pressung aktuell)