Rezension
Das Alters-Großwerk? Nein, eher nicht. Wobei einiges an diesem zweiten Album seit der Auferstehung (das erste ist auch schon wieder sieben Jahre her!) daraufhin deutet, daß sie es könnten, wenn sie nur wollten – die Vorab-Single „jamcod“ zum Beispiel. Aber die Reid-Brüder wollen lieber Spaß haben, und dazu gehören dann eben auch so ein krudes Bekenntnis zum Classic Rock wie „The Eagles And The Beatles“ (die Stones und Bob Dylan kommen auch vor), die nicht minder seltsame Space-Dancefloor-Nummer „Discotheque“ oder der abschließende Gruß an Onkel Lou selig („Lou Reid“, haha), der dessen Velvet-Roots mit seinen Ambient-Elektronik-Experimenten kurzschließt. Denen stehen meisterliche Tracks wie „Venal Joy“ oder die Zeitlupenballade „Pure Poor“ gegenüber, die es durchaus mit dem klassischen, stilprägenden Frühwerk der Brüder (die inzwischen auch längst die 60 überschritten haben) aufnehmen können. Leute, die „Psychocandy“ für ein Heiligtum halten, können ob dieser Janusköpfigkeit durchaus verzweifeln. Andererseits kann man es aber auch einfach sympathisch finden, daß die Shoegaze-Ikonen sich selbst und ihr Erbe offenbar nicht allzu ernst nehmen… (2024)