Rezension
Dies ist anders als alles, was Shabaka Hutchings bislang gemacht hat. Daß er sein Saxophon erstmal zur Seite legen würde, hatte der Musiker bereits angekündigt (und damit einen mindestens vorläufigen Schlußstrich unter seine Bandprojekte Sons Of Kemet und The Comet Is Coming gezogen); hier ist er nun tatsächlich an der Klarinette und diversen Flöten zu hören, insbesondere der japanischen Bambusrohr-Flöte Shakuhachi (einzig auf „Breathing“ spielt das Saxophon eine kleine Rolle). Es ist aber nicht nur die Wahl der Instrumente, die dieses Album von der bisherigen Diskographie trennt: Waren Hutchings bisherige Alben wahre Brandsätze, so wird man hier auf wilde Eruptionen vergebens warten. Das natürlich mit großartigen Musikern (Nduduzo Makhatini, Jason Moran, André 3000, Brandee Younger, Charles Overton, Esperanza Spalding, Tom Herbert, Miguel Atwood-Ferguson, Nasheet Waits, Marcus Gilmore, Carlos Niño u.a.) besetzte Album ist geprägt von innerer Ruhe und Wärme. So sanft ist der Flow, daß man oft kaum bemerkt, wie komplex dann doch die Strukturen dieser Musik sind, und wie wichtig jeder einzelne Ton von Harfe, Klavier oder Percussion. Denn ein den bahnbrechenden Alben mit seinen genannten Formationen gleichwertiges Großwerk ist fraglos auch dieses – man lernt freilich einen ganz anderen Shabaka Hutchings darauf kennen… (2024)